Der „Natur-Effekt“ – oder die positive Wirkung der Natur auf die Psyche
Ein Forschungsüberblick, persönliche Erfahrungen und Eindrücke
Von Stephanie Neuwald, 15.05.2016
Jeder kennt das Phänomen, man geht an einem schönen Tag hinaus ins Grüne, vielleicht ans Wasser und bereits nach ein paar Minuten fühlt man sich besser, freier, lebendiger.
Wenn ich mich überarbeitet, gestresst, genervt oder traurig fühle versuche ich so schnell wie möglich Zeit in der Natur zu verbringen. Dabei bin ich immer wieder aufs Neue erstaunt wie schnell sich dabei diese negativen Gefühle in Wohlbefinden, Freude und energievolle Aktivierung verwandeln.
Besonders fiel mir dies am Beginn meines letzten Urlaubs auf. Ich hatte die Wochen zuvor viel gearbeitet, war genervt, gestresst, müde, hatte keine Energie und Lust auf nichts mehr. Daher hatte ich beschlossen, relativ spontan nach Costa Rica zu fliegen. Nach einem 14-stündigen Flug bei dem ich nicht schlafen konnte, einer langen Busfahrt, kam ich schließlich ziemlich am Ende meiner Kräfte an meinem Ziel in der Karibik an. Es war schon kurz vor Sonnenuntergang und eigentlich wollte ich nichts als ins Bett, aber irgendetwas zog mich ans Meer. Schon als ich durch das kleine Wäldchen mit den riesigen dicht mit Blätteranken bewucherten Bäumen Richtung Meer ging, hoben sich meine Stimmung und mein Energieniveau. Ich atmete tief durch, sog den Duft der Pflanzen, die leichte Blumennote und die Briese vom Meer her ein. Dann kam ich auf den weiten, weißen Sandstrand mit Blick auf die untergehende Sonne, die Himmel und Wasser in ein Farbenspiel von Rosa und Hellblautönen tauchte. Warmes, weiches Wasser umschmeichelte meine Haut, als ich die Fluten sprang. Ich spürte, wie mit jedem Schwimmzug die Lebendigkeit und Kraft des Wassers auf mich überschwappte und schon nach ein paar Minuten fühlte ich mich wieder frisch, lebendig und voller Energie. Die Anstrengungen von den Wochen voll Arbeit und der Reise waren wie weggeblasen.
Dieses Phänomen beobachte ich nicht nur bei mir, sondern auch bei Freunden, Menschen die am Meer leben und Patienten. Daher erschien es mir lohnenswert, mich einmal näher damit zu befassen.
Warum ist das so? Warum hat Naturerleben so viele positive Wirkungen auf Körper und Seele? Warum hat besonders fließendes Wasser oder Meer einen so energiespendenden Effekt? Warum wirken vor allem ursprüngliche, naturbelassene Landschaften wie Urwälder so energiespendend? Warum wirken Menschen, die am Meer leben glücklicher, harmonischer und zufriedener?
Im Folgenden werde ich auf diese Fragen genauer eingehen:
Warum hat Naturerleben so viele positive Wirkungen auf Körper und Seele?
Hier ein kleiner Überblick über die Forschung auf diesem Gebiet:
Noch gibt es nicht allzu viel wissenschaftliche Studien zu diesem Effekt der Natur auf unseren Körper und unsere Psyche aber besonders im amerikanischen, britischen, skandinavischen und japanischen Bereich wird seit ca. 30 Jahren in diesem Bereich geforscht. Viele Studien belegen hier bereits, dass das Zeit in der Natur verbringen und sogar allein das Betrachten von Naturbildern negative Gefühle wie Ärger, Angst und Stress reduziert und angenehme Gefühle wie Freude, Wohlbefinden, Leichtigkeit und Freiheitsgefühle erzeugt und steigert. Es stellt sich ein belebender Effekt ein und Körper und Geist füllen sich mit neuer Energie. Ein Tag in der Natur wirkt wie ein Kurzurlaub. Es entstehen dabei Gefühle der Entspannung und innerer Freiraum, indem Verhaltensgewohnheiten und Problemlösestrategien überdacht werden können und neue Sicht- und Bewertungsweisen aufkommen können. Damit trägt die Natur auch zur Sinnstiftung im Leben bei und spielt so bei der Behandlung von Depression und Burnout eine große Rolle.
Dies zeigt auch eine Studie von Bratman et al. von der Stanford Universität. Hier wurde untersucht, wie sich ein 90-minütiger Spaziergang auf das Grübeln, also einem Hauptrisikofaktor für Depression, auswirke. Die Forscher fanden heraus, dass schon ein 90-minütiger Spaziergang in der Natur im Gegensatz zu einem Spaziergang in urbaner Umgebung signifikant das Grübeln sowie die neuronale Aktivität in Gebieten im Gehirn, die mit psychischen Erkrankungen assoziiert sind, reduzierte.
Auf körperlicher Ebene senkte der Naturkontakt Blutdruck, Puls, Muskelspannung und die Produktion von Stresshormonen. Auch zeigt sich durch die Natur ein anregender Effekt auf Aktivität und Sport, was wieder der körperlichen und geistigen Gesundheit zu Gute kommt.
Untersuchungen in Krankenhäusern, Schulen und Büros haben gezeigt, dass allein Pflanzen oder Naturbilder im Raum oder der Blick aus dem Fenster ins Grüne signifikant Stress, Angst und Schmerzen reduzieren.
Natur fördert nicht nur die Gesundheit, sondern unterstützt auch die Therapie bei bestehender Krankheit. So benötigten Patienten nach einer Operation weniger Schmerzmittel, wenn sie Zugang zur Natur hatten und sie erholten sich schneller als andere, ohne Naturkontakte.
Ebenso konnte gezeigt werden, dass Personen, die Zugang zu Grünflächen haben, im Allgemeinen gesünder sind und eine höhere Lebenserwartung haben.
Auch auf die kindliche Entwicklung hat die Natur positive Effekte. Hier entdeckten Forscher, dass Kinder, die in eine grünere Umgebung ziehen, ihre geistigen Leistungen signifikant verbessern konnten. So hat auch der Naturkontakt bei Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit und/oder Hyperaktivitätssyndrom eine positive, entlastende Wirkung.
Viele Studien belegen auch, dass ein Leben in einer künstlichen Umgebung ohne Naturkontakt das Entstehen von physischen und v.a. psychischen Erkrankungen fördert. So ist die Depressionshäufigkeit bei Menschen, die in Großstädten leben höher, als bei Menschen, die auf dem Land leben, wie auch bei Menschen, die in hoch technisierten Ländern leben höher, als bei Menschen, die in „naturbezogeneren“ Ländern leben. Besonders viel Bildschirmarbeit vor dem PC wirkt sich hier negativ auf die Psyche aus. So wird auch mit der steigenden Urbanisierung ein Anstieg von psychischen Erkrankungen erwartet.
Hierfür gibt es verschiedene Erklärungsansätze:
Körperliche Prozesse: Meist ist unsere Aufmerksamkeit fokussiert auf viele Reize, wie zum Beispiel bei der Arbeit am Bildschirm und wird durch viele andere Reize wie Gespräche, Telefonate oder Ähnliches zum hin und her wandern gefordert. Dabei läuft das Nervensystem auf Hochtouren und ist in einem angespannten Zustand. Das sympathische Nervensystem ist aktiv und das ganze System ist auf Aktivität ausgerichtet, regenerative Prozesse werden zurückgestellt.
Beim Naturerleben dürfen Sinne und Aufmerksamkeit auch mal schweifen und durch die Stimulierung des parasympathischen Nervensystems, welches für die Regeneration zuständig ist, entsteht ein erholsamer Effekt. In diesem Zustand können körperlich-regenerative Prozesse, wie Zellneubildung, Nährstoffaufnahme- und Umbau und Immunsystem optimal arbeiten.
Biophilia- Hypothese: Der Evolutionsbiologe Edward O. Wilson stellte die Theorie auf, dass die emotionale Verbindung zur Natur beim Menschen angeboren ist, also ein Teil seiner genetischen Ausstattung ist. Die „Biophilie“, also die Liebe zur Natur hat der Mensch nach Wilson im Laufe seines Evolutionsprozesses erworben. Der Grund dafür liegt darin, dass Menschen, die ihre natürliche Umgebung aufmerksam beobachten, auf sie eingehen und sich ihr anpassen, einen größeren Überlebensvorteil hatten.
Attention-Restoration- Theorie: Kaplan und Kaplan erklären die gesundheitsfördernde Wirkung von Natur dadurch, dass sie die Erholung von intellektueller Anstrengung fördert. „Direkte“ Aufmerksamkeit, wie Autofahren oder PC-Arbeit erfordern Aufmerksamkeit und Fokussierung, was mit der Zeit zur Erschöpfung führt. Damit sich die Aufmerksamkeit wieder erholen kann, braucht man handlungsentlastende Räume, wie sie die Natur bietet. In diesen handlungsentlastenden Räumen werden sanfte Anreize zur Aktivierung der sogenannten „indirekten“ Aufmerksamkeit geboten. Diese fordert keine Anstrengung und kann mit Faszination gleichgesetzt werden. Sie wird stimuliert, wenn man z.B. Tiere beobachtet oder den Blick über eine schöne Landschaft oder ein Gewässer schweifen lässt.
Psychophysiological Stress Recovery Theorie: Wie Wilson und Kaplan, hält auch Ulrich die positive Reaktion des Menschen auf die Natur für angeboren. Anders aber postuliert er, dass Natur nicht nur die Erholung von erschöpfter Aufmerksamkeit, sondern von jeglichem Stress bewirkt. Ulrich erklärt sich die positive Wirkung als Entspannungsreflex, der vom limbischen System ausgelöst wird und besonders dann auftritt, wenn eine Person bereits gestresst ist. Die entspannende Wirkung entfaltet sich, wenn eine Landschaft Sicherheit vermittelt. Welche Landschaft sicher erscheint, hat sich der Mensch laut Ulrich im Laufe der Evolution eingeprägt: Offene Landschaften mit geschwungenen Horizontlinien, die einen Wasserkörper enthalten. Diese idealtypische Landschaft hat eine Ähnlichkeit mit der ostafrikanischen Savanne, in der sich die menschliche Spezies entwickelt hat, weshalb dieser Erklärungsansatz auch „Savannen-Theorie“ genannt wird.
Ich möchte dem noch drei eigene Erklärungsansätze hinzufügen:
Die Ästhetik Theorie: Menschen haben die angeborene Neigung, sich mit schönen Dingen zu umgeben. So gestalten wir unsere Wohnumgebung und uns selbst nach möglichst ästhetischen Gesichtspunkten, da Schönheit und Harmonie bei uns Empfindungen von Wohlbefinden, Freude und Sicherheit auslösen. All diese Aspekte bietet die Natur in Hülle und Fülle und regt unsere Sinne durch harmonische Farbenspiele, Formen, Geräusche und Gerüche an. Dadurch bekommt unser Nervensystem die Rückmeldung wir befinden uns in Sicherheit und die Anspannung darf loslassen.
Aufmerksamkeitsrichtungs- Theorie: Psychologische Studien haben vielfach gezeigt, dass Mensch stark von dem beeinflusst werden, mit dem sie sich Umgeben, mit dem sie Kontakt haben. So schätzen Menschen, die in einer gewaltvollen Umwelt leben die Welt bei weitem gewaltvoller und gefährlicher ein, als Menschen, die in einem friedlichen Umfeld wohnen. Allein viel Nachrichten schauen fördere hier die Weltsicht von mehr Gewalt, Ungerechtigkeit und Gefahr. Dies führe dazu, dass Menschen sich eher verschließen, fördere depressive Gedanken und Grübeln und führe eher zu Unwohlsein.
Man kann also sagen, dass das, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten unsere Sicht,-Denk und emotionale Erlebensweise beeinflusst, dass wir mit unserem Umfeld in Resonanz gehen. Richtet eine Person ihre Aufmerksamkeit über längere Zeit auf unbelebte Objekte, wie z.B. bei der Arbeit auf Computer und verbringt viel Zeit in einer eher künstlichen Umgebung, hat dies Einfluss auf ihr Erleben, Empfinden und auch auf ihr Energieniveau. Die Folgen sind also nach einiger Zeit Unbehagen und Erschöpfung. Richtet man aber seine Aufmerksamkeit auf belebte Subjekte, wie Pflanzen oder Tiere, geht man mit diesen in Resonanz, was Wahrnehmung, Denken und Bewerten in Richtung Ruhe, Frieden, Loslassen und Entspannung beeinflusst. Man kann sich Öffnen und nimmt Energie auf.
Energie- Resonanz- Theorie: Rein physikalisch gesehen besteht der Mensch aus energetischen Schwingungen und empfängt und sendet auch ständig Schwingungen aus. Richtet eine Person ihre Aufmerksamkeit über längere Zeit auf ein unbelebtes Objekt, wie einen Computer so nimmt dieses seine Energie zwar auf, gibt aber keine „lebendige“ Energie zurück. Die Folge ist also nach einiger Zeit Erschöpfung. Richtet man aber seine Aufmerksamkeit auf belebte Subjekte, wie Pflanzen oder Tiere, geht man mit diesen in Resonanz und gibt nicht nur Energie ab, sondern nimmt auch Energie auf. So kann besonders der Effekt erklärt werden, dass man sich in sehr wilden, ursprünglichen und naturbelassenen Landschaften wie Urwälder oder am Meer schneller regeneriert, da man mehr lebendige Energie aufnimmt.
Warum hat besonders fließendes Wasser oder Meer einen so energiespendenden Effekt?
Der „Wasser- Effekt“:
Wasser, besonders fließende Gewässer, wie Bäche oder Flüsse und das Meer haben meist eine ganz besondere Wirkung auf uns. Sie wirken schon bei alleiniger Betrachtung beruhigend, entspannend und gleichzeitig belebend und energiespendend. Der Regenerationseffekt am Meer ist besonders groß. Dies kann durch die sensorische Aktivierung auf allen Ebenen erklärt werden. Das Farbenspektrum von dunklem Blau über Türkis bis Grün hat eine beruhigende Wirkung auf den Menschen und signalisiert Ruhe, Sicherheit und Entspannung. Das sanfte, gleichmäßige Rauchen von Bächen oder Meer hat eine ebenso beruhigende Wirkung. Der frische oder salzige Geruch vermittelt uns belebende Aktivierung. Bewegung im Wasser, vor allem im Meer lässt uns ein samtig weiches Gefühl von getragen werden empfinden und bietet den Raum für sanfte, schonende Bewegung. Dabei kann sich die gesamte Muskulatur entspannen und inneres, sowie äußeres Loslassen wird gefördert. Außerdem entsteht durch die Weite und Kraft des Wassers ein Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit. Wahrscheinlich reagieren wir auch deswegen so positiv auf Wasser, da es unser Hauptelement im Körper ist, welcher ja zum Großteil aus Wasser besteht. Dadurch gehen wir wahrscheinlich so schnell mit natürlichem Wasser in Resonanz und nehmen seine Kraft und ursprüngliche Lebendigkeit in uns auf.
Warum wirken besonders ursprüngliche, naturbelassene Landschaften wie Urwälder so energiespendend?
Da ursprüngliche, wenig von Menschen beeinflusste Orte in der Natur noch nichts von ihrer natürlichen Wildheit und Kraft eingebüßt haben, wirken diese besonders anziehend auf uns, da sie geradezu vor natürlicher Lebendigkeit sprühen. Diese Lebendigkeit und Kraft sind hier deutlicher spürbar, als in anderen Landschaften. Eine naturbelassene Umgebung vermittelt uns das Gefühl von Freiheit, Abenteuer und ursprünglichem Leben, Empfindungen, die wir in unserem strukturierten und geregelten Alltag oft vermissen. In unberührter Natur sind die Gefühle von Freiheit und Lebendigkeit am deutlichsten wahrzunehmen und es fällt uns hier leichter diese nachzuempfinden und in uns aufzunehmen. Auch sind hier die sensorischen Reize so intensiv, dass man sich ihnen kaum entziehen kann. Sie fesseln uns so sehr schnell, binden die Aufmerksamkeit ins Hier-und Jetzt und führen zum beschriebenen Entspannungseffekt. Dadurch wirkt die wilde Natur besonders energiespendend und regenerierend auf uns.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Zeit in der Natur zu verbringen eine wichtige Ressource für die Prävention von physischen und psychischen Erkrankungen ist. Auch zeigt sich, dass Naturkontakt bei der Behandlung bereits bestehender körperlicher und seelischer Leiden eine große Rolle spielt.
Natur hat einen großen Einfluss auf unsere Stimmung, besseren Schlaf, körperliche und psychische Erholung und auf den Stressabbau.
Durch mit Einbeziehung der Natur in die Therapie und den entspannenden, stressabbauenden Einfluss von Naturerleben können andere, herkömmliche Therapiemaßnahmen profitieren und effektiver wirken, da der Mensch sich so schneller erholt und schneller aufnahmefähiger und freier für neue Lösungsansätze ist. Auf diese Weise können auch kürzere Therapiezeiten genauso effektiv und nachhaltig gestaltet werden wie langwöchige Therapieformen.
Bei jeder Therapie oder Präventionsmaßnahme sollte also dem „Zeit in der Natur zu verbringen“ ein großer Stellenwert zukommen, um diesen aufbauenden Effekt optimal zu nutzen.
Warum wirken Menschen, die am Meer leben glücklicher, harmonischer und zufriedener?
Hier möchte ich mich auf die Gebiete Mittel-und Südamerika beziehen, da ich diese viel bereist habe, so viele persönliche Eindrücke gewonnen habe und mich viel über dieses Thema mit Einheimischen unterhalten habe. Im Besonderen möchte ich hier auf Costa Rica eingehen, weil ich hier die meiste Zeit verbracht habe.
Die Forschung zeigt in dem Bereich, dass tatsächlich die Häufigkeit von Depressionen in Mittelamerika geringer als in den Industrieländern ist.
Dies kann ich durch meine Eindrücke und Interviews nur bestätigen, die Menschen scheinen hier psychisch ausgeglichener und gesunder zu sein. Auch in sehr armen Regionen in Nicaragua oder Guatemala ist der Großteil der Einwohner zufriedener, glücklicher mit dem was sie haben und das Zusammenleben gestaltet sich harmonisch.
Besonders in Costa Rica bezaubert mich immer wieder die Freundlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft der Bewohner. Jeder grüßt jeden, hat immer ein freundliches Lächeln bereit, hält gern mal ein Schwätzchen, auch mit Fremden. Die Menschen machen hier einen rundum glücklichen und zufriedenen Eindruck. Ihr Lebensmotto ist „Pura Vida“, also das „Pure Leben“. Dies sagen sie sehr oft und scheinen es auch zu leben. Sie leben es sogar so deutlich, dass es auch auf uns eher verschlossene Deutsche schnell überschwappt.
Das hat mich neugierig gemacht, so dass ich jede Gelegenheit genutzt habe die Leute auch dazu zu befragen, was sie anders machen.
In unserer westlichen Gesellschaft neigen wir dazu, die Dinge die wir haben oder erreicht haben gar nicht mehr richtig wahrzunehmen. Kurzzeitig nehmen wir unsere Erfolge und das was wir haben vielleicht wahr, haken es aber schnell ab, streben nach mehr, nach besserem.
Anders die Costa-Ricaner. Sie sind sich ihrer wunderbaren Natur in der sie leben vollkommen bewusst, genießen sie jeden Tag, erfreuen sich an kleinen Dingen. Oft habe ich es erlebt, dass Einheimische sich genauso wie ich über ein gesichtetes Faultier oder einen Affen freuen, obwohl sie diese wohl schon 1000 Mal gesehen haben und diese für sie alltäglich sind. Sie verbringen gern und möglichst viel Zeit in der Natur und schätzen diese sehr.
Ein weiterer Punkt ist die soziale Verbundenheit, die hier wohl zur psychischen Stabilität beiträgt. Die Menschen messen ihren sozialen Kontakten hohe Priorität zu, sind sehr offen, freundlich und achtsam im Umgang miteinander. Sie sprechen sehr offen über ihre Gefühle, persönlichen Gedanken, auch mit einer Fremden wie mir, tauschen sich viel aus. Auch dies ist ein Faktor, der hier zum Wohlbefinden beiträgt.
Besonders die Einheimische, die auch andere Länder wie die USA oder europäische Länder besucht haben sehen diese Unterschiede sehr deutlich und schätzen die Schönheit ihres Landes und der Natur besonders hoch ein. Viele sagen, dass sie nicht in westlichen Ländern leben könnten, da ihnen dort die lebendige Natur und die freundlichen Menschen zu sehr fehlen würden.
Mich haben Land, Natur und Leute sehr bewegt und viel zum Nachdenken über mein Leben und unsere Gesellschaft angeregt. Besonders vermeintlich „arme“ Menschen, die ich in meinem westlichen Denken erst einmal bedauert habe, haben mich viel geleert, mir gezeigt, dass sie in sich mehr Reichtum haben, als die meisten Menschen unserer Welt. Ich habe hier viel gelernt über das was wichtig ist im Leben und das was wirklich wichtig ist, glücklich macht und gesund hält.
Ich habe hier so viel Geschenke und Schätze erhalten, nehme von jeder Reise so viel wunderbare Erfahrungen, Erlebnisse und Begegnungen mit, eine Fülle an Energie und Inspiration.
Für mich ist Costa Rica der perfekte Ort um pure Natur zu erleben, zum Erholen, Kraft schöpfen, Erleben, Genießen, Nachdenken, sich selbst besser kennen zu lernen und zu innerer Balance und Stärke zu finden.
Für mich ist klar, ich komme wieder, so oft wie möglich.